Bildung, Geld und Menschen mit Herz und Seele

Neujahrsempfang der SPD: Espelkamper wollen gemeinsam eine Willkommens-Kultur für Flüchtlinge aufbauen 

Espelkamp (Kas). Er kenne viele Menschen, die etwas tun wollen. Es müssten “vernünftige Strukturen geschaffen werden, um die Hilfsbereitschaft zu koordinieren”, sagte Integrationsbeauftragter Willy Hübert Freitagabend auf dem roten Sofa beim Neujahrsempfang der SPD im Gesellschaftsraum des Bürgerhauses. Pfarrer Eberhard Helling vom evangelischen Kirchenkreis nahm den Ball auf. “Sie in Espelkamp sind uns Vorbild. Wir benötigen Menschen wie Willy Hübert, Die Koordination der Hilfe im ehrenamtlichen Bereich ist das Wichtigste.”

Eingeladen hatte der SPD-Stadtverband, gemeinsam über die Flüchtlingsproblematik zu diskutieren und Wege zu finden, eine belastbare Willkommenskultur zu schaffen und diese zu etablieren.

SPD-Bundestagsabgeordneter Achim Post gelang das fast Unmögliche: Er schaffte es, an diesem Abend eine Stimmung zu erzeugen, die nicht geprägt war durch kleinliches Parteiengezänk und Schuldzuweisungen. Er animierte diejenigen, die auf dem roten Sofa Platz nahmen, sich sachlich und fair über eine der größten Herausforderungen zu unterhalten, die in den kommenden Jahren vor allem auf die Kommunen zukommen: die Integration von Flüchtlingen und Asylbewerbern aus allen Teilen der Welt.

Einig waren sich alle auch darin, dass insgesamt für die Flüchtlingsberatung im Altkreis Lübbecke mehr Geld zur Verfügung gestellt werden müsse. Änderungen müssten auch im Asylbewerber-Leistungsgesetz vorgenommen werden, und Deutschland benötige auch ein Einwanderungsgesetz. Über Parteigrenzen hinweg sind dies Forderungen, die alle Anwesenden an diesem Freitagabend, die trotz Wintereinbruchs und widrigen Straßenverhältnissen in großer Zahl den Weg ins Bürgerhaus gefunden hatten, einten.

Besonders wichtig seien Sprachkurse. Denn nur über die Sprache erfolge die Verständigung und auch die Bereitschaft, die Kultur des jeweils Anderen kennenzulernen und zu begreifen. Doch Sprachkurse werden erst finanziert, wenn der Asylbeweber oder Flüchtling einen Titel erhalten hat. Und das ist oft erst nach Jahren der Fall. “Ich kenne Einwanderer, die sind schon zwei Jahre hier und haben noch nicht einmal eine Einladung zu einem Gespräch erhalten”, sagt Claudia Armuth von der Jugendmigrationsberatung des Diakonischen Werkes.

Mit ihrem Kollegen Karl-Heinz Hold, der die erwachsenen Flüchtlinge und Asylbewerber betreut, sind sie für den gesamten Altkreis zuständig. Die SPD will mit dieser Veranstaltung darauf hinarbeiten, einen Kreis von Menschen zusammenzuführen, die koordiniert Hilfe leisten wollen. Sie redet hier von einem “Runden Tisch. Die Stadt und Bürgermeister Heinrich Vieker haben zum 4. März 34 Vereine, Organisationen und Institutionen zu einem ersten Treffen eingeladen. “Wir wollen wissen, wer sich engagieren möchte. Das ist doch etwas Tolles. Wir wollen aber auch wissen, wo wir diejenigen, die Hilfe leisten möchten, unterstützen können. Wir sind guter Dinge, dass es weitergeht”, so Vieker.

Post fasste die Begriffe zusammen, die am nötigsten gebraucht werden: Bildung, Geld, klare Strukturen sowie Menschen mit Herz und Seele.

Zurzeit sei die Situation vor Ort ein wenig entspannter, gab Willy Hübert zu. Es hätten sich jetzt auch Privatleute gefunden die einganzes Haus zur Verfügung gestellt hätten, um dort Flüchtlinge unterzubringen. Dennoch werde man zumindest in der Anfangszeit nicht darum herumkommen, die Erstankömmlinge in mobilen Unterkünften unterzubringen. “Unser Ziel ist es, sie anschließend in einigen Wochen in eine Wohnung zu vermitteln und später in eine normale Mietwohnung”, sagt Sozialarbeiterin Elke Seiker von der Stadtverwaltung Espelkamp.

© 2015 Neue Westfälische14 – Lübbecke (Altkreis), Dienstag 03. Februar 2015