Gemeinsame Lösungen sind gefragt

SPD Espelkamp organisiert beim Neujahrsempfang Diskussionsrunde zum Thema Flüchtlinge

Espelkamp(ffg). Die Zahl der Flüchtlinge aus den Krisenregionen der Welt ist im vergangenen Jahr immer weiter gestiegen. Auch Espelkamp muss sich Gedanken darüber machen, wie es dieser Herausforderung begegnen will. Deshalb hat die Espelkamper SPD dieses Thema in den Mittelpunkt ihres Neujahrsempfangs im Bürgerhaus gestellt.

In einer offenen Diskussionsrunde sprachen Vertreter verschiedener Institutionen über Integrationsmöglichkeiten. Zunächst begrüßte der stellvertretende SPD-Stadtverbandsvorsitzende, Hartmut Stickan, die etwa 75 Anwesenden. Gleich auf das Thema kommend, erinnerte Stickan an die Espelkamper Geschichte: »Espelkamp war eine Munitionsfabrik, in der Flüchtlinge, Gastarbeiter und Spätaussiedler ihre neue Heimat gefunden haben. Diesen Ursprung dürfen wir nicht vergessen und deshalb ist es unsere Pflicht, Menschen aus Krisengebieten – zumindest bis zum Ende ihrer heimischen Konflikte – eine sichere und menschenwürdige Bleibe zu bieten.«

Die Moderation der Diskussionsrunde auf dem roten Sofa übernahm der SPD-Bundestagsabgeordnete Achim Post. Dort waren Karl-Heinz Hold (Migrationsdienst für Erwachsene), Dieter Gehricke (Leiter der Bischof-Hermann-Kunst-Schule BHKS), Willy Hübert (Integrationsbeauftragter der Stadt), Eberhard Helling (Pfarrer aus Lübbecke), Claudia Armuth (Jugendmigrationsdienst), Elke Seiker (Stadtverwaltung) und Anton Schick (Sozialarbeiter im Real Life) als kompetente Gesprächspartner versammelt.

177 zugewiesene Flüchtlinge leben nach Angaben Hüberts aktuell in Espelkamp. Da viele der früheren Flüchtlingsunterkünfte in Espelkamp nicht mehr existieren, sei zuletzt das Hauptproblem gewesen, die vielen Asylsuchenden unterzubringen. »Neben der Aufbaugemeinschaft erklärten sich auch Privatpersonen bereit, Wohnraum anzubieten«, berichtete Hübert. Heinz Hold sah ein wesentliches Problem im Mangel an finanzieller Unterstützung, um zum Beispiel Sprachkurse und Fahrdienste anzubieten. Zudem gebe es aktuell keinerlei Flüchtlingsberatung im Altkreis, die nächste Anlaufstelle sei in Minden. BHKS-Leiter Gehricke warnte davor, zu lange in der »Analyse-Phase« zu verharren, es sei wichtig, zeitnah entsprechend zu handeln.

Von Seiten der Zuhörer kam die Frage nach einem Runden Tisch. Die Bildung eines solchen hatte die SPD-Fraktion im Sozialausschuss angeregt. Der entsprechende Antrag war aber von der CDU-Mehrheit abgelehnt worden. Willy Hübert antwortete, man müsse klare Strukturen schaffen, Verwaltung, Politik und Ehrenamtliche müssten zusammen arbeiten, niemand dürfe mit der ganzen Arbeit allein gelassen werden.

Auch Bürgermeister Heinrich Vieker nahm kurz dazu Stellung. Ein Runder Tisch sei eine gute Idee, die grundsätzlich nicht abzulehnen sei. Er wolle jedoch zunächst einen genaueren Überblick über bisherige ehrenamtliche Tätigkeiten haben, um gezielter handeln zu können.

In einem weiteren Verlauf der Diskussionsrunde berichtete Real-Life-Mitarbeiter Anton Schick, dass es in dem Jugend-Café am Bahnhof nun neue Öffnungszeiten gibt, um sowohl jugendliche als auch erwachsene Flüchtlinge besser integrieren zu können. Es fehle dort jedoch an Arbeitskraft.

Claudia Armuth vom Jugendmigrationsdienst erzählte von Tagestouren wie etwa zum Überseemuseum nach Bremen, die sehr gut ankamen. Elke Seiker sagte, dass in naher Zukunft kein Weg an mobilen Wohneinheiten vorbeiführe, diese Übergangsphase müsse jedoch so kurz wie möglich gehalten werden. »Das Ziel ist, die Flüchtlinge nach einigen Wochen in eine Wohnung zu vermitteln, später dann in eine normale Mietwohnung.«

Quelle: Westfalen-Blatt vom 04.02.2015