Warum Nord Stream 2 vernünftig ist

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Die Gaspipeline Nord Stream 2 ist immer wieder Gegenstand hitziger Debatten. Dabei gibt es bei nüchterner Betrachtung der deutschen und europäischen Interessen gute Argumente, die für den Bau der Gaspipeline sprechen. Und genau das muss der Maßstab sein: das Interesse Deutschlands und Europas an einer sicheren, möglichst preisgünstigen Energieversorgung. Dazu trägt Nord Stream 2 bei.

Erstens, Versorgungssicherheit: Die Erdgasversorgung Deutschlands ruht im We-sentlichen auf drei Säulen: Wichtigster Lieferant ist Russland, gefolgt von Norwegen und den Niederlanden. Letztere haben bereits erklärt, ihre Förderung bis 2030 einzustellen. Auch die Fördermengen aus Norwegen dürften zurückgehen. Flüssiggas (LNG) aus den USA ist noch immer zu teuer, um eine wirklich dauerhafte, wettbewerbsfähige Alternative darzustellen. Zugleich gehen seriöse Studien davon aus, dass der Gasverbrauch in Europa in den kommenden Jahren noch zunehmen dürfte. Nord Stream 2 leistet vor diesem Hintergrund einen wichtigen Beitrag zu einer sicheren Energieversorgung in Deutschland und Europa.

Zweitens, mehr Wettbewerb: Indem Nord Stream 2 dafür sorgt, dass mehr Gas nach Europa gelangt, erhöht es die Liquidität auf dem europäischen Gasmarkt. Mehr Liquidität wiederum führt zu mehr Wettbewerb und dieser zu sinkenden Preisen. Für einige Wirtschaftsbranchen, etwa die deutsche Chemieindustrie, ist eine preisgünstige Gasversorgung ein entscheidender Faktor für ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit. Profiteure wären dabei nicht nur die Unternehmen und Verbraucher in Deutschland, sondern auch in anderen europäischen Ländern einschließlich Mittel- und Osteuropas. Schließlich wird Gas inzwischen auf dem europäischen Gasmarkt frei gehandelt und kann in alle Richtungen fließen.

Drittens, Lösungen im Dialog: Natürlich dürfen bei Nord Stream 2 die Sorgen unserer europäischen Partner nicht übergangen werden. Deshalb ist es richtig, dass Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier einen Dialog zwischen Russland, der Ukraine und der EU-Kommission initiiert hat. Die Bundesregierung insgesamt hat deutlich gemacht: der Gastransit durch die Ukraine muss auch über 2019 hinaus gesichert bleiben. Das ist politisch vernünftig. Und es ist angesichts eines absehbar weiter steigenden Gasbedarfs in Europa auch ökonomisch sinnvoll.

Zusammengefasst: Nicht Polemik, sondern sachliche Argumente sollten die Debatte prägen. Es gibt gute Gründe, die für Nord Stream 2 sprechen. Jetzt gilt es, das Projekt zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Dabei dürfen sich Deutschland und Europa auch nicht durch Sanktionsdrohungen der USA einschüchtern lassen. Über Deutschlands und Europas Energiepolitik wird nicht in Washington entschieden, sondern in Berlin und Brüssel.

Gastbeitrag für den „Hauptstadtbrief“ der Berliner Morgenpost, erschienen in der Ausgabe vom 23.12.2018.